Die Schweiz steuert ungebremst auf eine krasse Strommangellage zu. Sowohl das Wachstum in fast allen Bereichen als auch die Verschiebung von fossilen Energien in die Elektrizität, akzentuiert die Problematik der sicheren Stromversorgung des Landes. Vor dem Jahr 2035 – also in knapp 13 Jahren – fehlt der Schweiz mehr als ein Drittel der Stromproduktion. Im Winterhalbjahr stehen die grössten Herausforderungen an. Selbst mit dem Ausbau aller Energieformen kann die fehlende Stromproduktion nicht vollständig ersetzt werden. Im Winterhalbjahr fehlen rund 10 TWh.
«There’s no such thing as a free lunch.»
– Milton Friedman –
Elektrizität kommt im jungen Bundestaat schon früh prominent zum Einsatz. Der Leuchter im Ständeratssaal ist von Beginn an, also seit 1902, mit 208 elektrischen Lampen ausgerüstet. Mit der Sanierung des Parlamentsgebäudes 2008 wird er mit moderner LED-Technik bestückt.
Foto: Christian Wasserfallen
Eine sichere und international abgestützte Stromversorgung erfordert die Einhaltung verschiedener Grundsätze. Alle technologischen Errungenschaften werden benötigt und keine davon hat nur Vorteile. Oder wie Milton Friedman es so schön sagte: «There’s no such thing as a free lunch.» Massnahmen sind nur dann nachhaltig, wenn sie allen drei Dimensionen, nämlich der Wirtschaftlichkeit, der Umwelt- sowie Sozialverträglichkeit genügen. Kurzlebige Konzepte sind zum Scheitern verurteilt, da grosse und langfristig ausgelegte Infrastruktur-Investitionen Planbarkeit und Rechtssicherheit bedingen. Markteingriffe sind klein zu halten, um keine ungleich langen Spiesse oder Fehlanreize zu schaffen. Die tragenden fünf Säulen einer sicheren und nachhaltigen Stromversorgung der Schweiz sind:
- Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Wasserkraft
- neue Grosskraftwerke für sichere Bandenergie und Stabilisierung v.a. in Winterstromversorgung
- stärkere Netze und Speicher für bessere Regulierung und Stromimport
- aktive Energie-Aussenpolitik im Bereich Elektrizität und Beschaffung von Primärenergien
- Energieeffizienz mit Anreizen in Industrie, Gebäuden und Mobilität
Nur so lässt sich die drohende Stromlücke teilweise verhindern. Ernüchternd ist trotz allem festzustellen, dass aufgrund der zu langen Verfahrens- und Realisierungsdauern von weit über 10 Jahren, dringend nötige Projekte für den Ausbau der Stromproduktion oder des Stromnetzes ab dem kritischen Jahr 2035 bereits zu spät kommen. Letztlich wird die Schweiz von höheren Stromimporten abhängig und muss solide vertraglich garantierte Stromlieferungen sichern. Geopolitisch ist darauf zu achten, dass die Beschaffung von Primärenergieträgern möglichst diversifiziert erfolgt um Abhängigkeiten zu minimieren. Rasches und konsequentes Handeln mit praktikablen sowie umsetzbaren Massnahmen ist erforderlich. Die Zeit drängt.