Strom wird in der Schweiz in absehbarer Zeit knapp. Sowohl das allgemeine Wachstum in fast allen Bereichen als auch die Verschiebung von fossilen Energien in die Elektrizität, akzentuiert die Problematik der sicheren Stromversorgung stark. Gleichzeitig sollen die bestehenden Kernkraftwerke vom Netz genommen werden. Bis im Jahr 2050 steigt der Stromverbrauch auf schätzungsweise 75 bis 85 TWh an. Heute produziert die Schweiz ca. 60 TWh Elektrizität. Abzüglich der wegfallenden Produktion aus Kernkraftwerken von rund 18 TWh ab Mitte der 30er Jahre, bleibt eine riesige ungedeckte Stromproduktion von bis zu 43 TWh pro Jahr. Der grosse Teil davon wird im kritischen Winterhalbjahr fehlen.
Problem
In dieser Situation ist festzustellen, dass der Ausbau grosser Kraftwerks-Kapazitäten stockt. Wasserkraftwerke werden von Umweltverbänden regelmässig ausgebremst und das seit Jahrzehnten. Als trauriges Beispiel sei das Triftsee-Projekt an der Grimsel (Titelbild) erwähnt. Der Neubau von Kernkraftwerken ist sogar per Gesetz verboten. Erschwerend kommt hinzu, dass Investitionen in grosse Kraftwerke für die Investoren über lange Zeit hinaus nicht sicher und damit nicht attraktiv genug sind.
Ziel: Strom-Waage in Balance halten
Der Erfolg einer sicheren Stromversorgung bemisst sich an der Verfügbarkeit von genügend Elektrizität und zwar in jeder Sekunde. Die Strom-Waage, welche auf der einen Seite aus Produktion und Importen und auf der anderen Seite aus Verbrauch und Exporten besteht, muss sich stets im Gleichgewicht befinden. Die Stromnetzfrequenz ist stets auf 50 Hz zu stabilisieren.
Lösung
Deshalb sind jetzt Massnahmen gefragt, um mittel- bis langfristige Investitionen in Kraftwerks-Kapazitäten für die Versorgungssicherheit sicherzustellen – und zwar rasch.
Es wird eine breite Palette an Massnahmen benötigen (Erneuerbare & Grosskraftwerke), um die Stromversorgung in der Schweiz zu stärken. Die Strategie der Versorgungssicherheit mit Elektrizität auf 5 Säulen verfolgt genau diese Zielsetzung.
Konkret sind zwei Schritte nötig, um den Zubau von Kraftwerks-Kapazitäten voranzutreiben:
- Das Neubauverbot von Kernkraftwerken ist zu eliminieren. Rahmenbewilligungen für neue Kernkraftwerke werden dann immer noch einen Bundesbeschluss benötigen, der dann mittels eines Referendums der Bevölkerung zur Abstimmung unterbreitet werden kann.
- Der Bund vergibt in einer Auktion Kraftwerks-Kapazitäten. Er schreibt eine Menge Kraftwerksleistung aus, die zugebaut werden soll, und definiert einen maximalen tolerierbaren Höchstpreis. Die günstigsten Anbieter erhalten den Zuschlag, bis die Menge und der Höchstpreis erreicht sind.
Eine solche Auktion würde technologieneutral erfolgen. Zugelassen sein sollen alle klimaschonenden Technologien, also beispielsweise Wasserkraft, Kernkraft oder auch Windparks. Schliesslich will die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden, wo die dafür zu errichtende Stromproduktion eine zentrale Rolle spielt. Es handelt sich um ein marktwirtschaftliches Instrument, das im Energiesektor bestens erprobt ist. Das ist allemal besser, als ziellose Subventionen zu verteilen. So werden etwa die Einmalvergütungen für Photovoltaikanlagen dieses Jahr an vier Auktionsterminen vergeben. Kapazitäts-Auktionen sind ebenfalls kompatibel zu den Strommärkten in der EU. Damit haben wir die Chance, vom «Gärtchendenken» im Energiebereich wegzukommen, den offenen Wettbewerb der Technologien zu fördern und die Versorgungssicherheit entscheidend zu stärken.